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Weinbauinfo Bodensee Nr. 4

Allgemeiner Entwicklungsstand

Es ist Mitte April und das Land ist grün. Selbst bis in die Hochlagen des Schwarzwaldes in den Wäldern ist dies zu sehen. Nach einem weiteren ungewöhnlich warmen – eigentlich sommerlichen -  Wochenende stehen wir in den Reben stabil bei drei Wochen Vorsprung zum langjährigen Mittel der Entwicklung. In den guten Lagen wird das Vierblattstadium überschritten und auch die späteren Lagen haben kräftig nachgezogen. Das Wachstum ist in den Lagen teilweise uneinheitlich, wobei die Anlagen selbst einheitlich sind, sprich: gut sich entwickelnde Anlagen haben ein gleichmässiges Bild im Austrieb genauso wie zurückstehende. Diese rasante Entwicklung wird nun abrupt beendet. Ein starker Rückgang der Temperaturen mit Schnee auf den Bergen und Graupelschauern bis in die Niederungen ist die aktuelle Lage. An dieser kühlen Witterung mit Temperaturen oft nur im einstelligen Bereich soll sich in den kommenden Tagen und bis in die nächste Woche nichts ändern. Auf den Wochenbeginn sind sogar eventuell Spätfröste möglich, es bewegt sich auf einmal alles auf einem schmalen Grad. Hohe Bedeckungszeiten senken den Energiegenuss zusätzlich, sodass das Wachstum nur sehr verhalten vorankommen wird. Wenn unsere Reben gelblich werden, ist dies nicht verwunderlich, so kühle Phasen im früheren Entwicklungsstadium lieben diese gar nicht. Eine zögerliche Erwärmung wird erst auf das letzte Aprilwochenende erwartet. Regelmässige Niederschläge sorgen für feuchte Bedingungen, auch dies unterscheidet dieses Frühjahr deutlich von den vorangegangenen Jahren. Die Begrünungen wachsen sehr gut, viele Wintereinsaaten stehen sehr schön. 

 

Zu den tierischen Schädlingen

Die Kontrolle der Fallen zur Überwachung der Pheromonverfahren im Beratungsgebiet ist durchzuführen, wie gewohnt montags, mittwochs, freitags. 

Die nun grünen Reben sind wieder attraktiv für Wildverbiss. Die kühle Witterung sorgt für eine Verlängerung der bei dem Wild beliebten frühen Entwicklungsstadien, erste Frassschäden sind zu finden. Bei wirtschaftlich relevanten Schäden ist schnellstmöglich der Jagdpächter zu informieren. Eine gütliche Einigung ist immer anzustreben. Um allerdings ggf. Ansprüche durchsetzen zu können, muss unmittelbar nach Bekanntwerden eines Schadens, dieser an die Gemeindeverwaltung gemeldet werden. Im Vordergrund sollten vorbeugende Maßnahmen zur Vergrämung oder Verhinderung des Zugangs (z.B. Einzäunung der Rebfläche, Elektrozaun am Waldrand, Hasendraht / Rebschutzrohr) stehen. Zur Vergrämung stehen flüssige Buttersäure oder angegorenes Bio – Aminosol für getränkte Lappen oder auch Vergrämungsgranulate wie z.B. Wildgranix zur Verfügung. Angegorenes Bio – Aminosol kann auch mit 1 l / ha zur Spritzbrühe zugesetzt werden. Das auf Schaf-Fett basierende Mittel „Trico“ hat eine abweisende Wirkung gegen Rehverbiss und ist als Pflanzenschutzmittel zugelassen. Beachten Sie die Korrektur bei folgender Angabe: Die Aufwandmenge liegt bei 15 l / ha, aufgelöst in 50 l Wasser. Das Mittel Trico ist nicht mischbar mit anderen Pflanzenschutzmitteln.

 

Zu den Pilzkrankheiten 

Das kühle Wetter verändert die Lage bei den Pilzkrankheiten. Die Wahrscheinlichkeit von Primärinfektionen der Peronospora ist sehr gering, die Niederschläge auf das Wochenende fallen oft bei Temperaturen unter 10°C und es ist auch kein Oidiumwetter. Viele haben das letzte Wochenende genutzt, im Westen für die erste Standardbehandlung, im Osten für eine Schwarzfleckenbehandlung.  Das nächste wichtige Entwicklungsstadium wäre das Sechsblatt, zu welchem bisher immer der Pflanzenschutz aufgenommen wurde. Bei der angesagten Witterung wird es aber nur langsam vorangehen, bis dieses Stadium erreicht ist. Unter vorsichtiger Annahme wird es um das letzte Aprilwochenende erreicht werden. Winzer, welche bisher nicht behandelt haben, können die Pflanzenschutzmassnahme mit auf dieses Stadium ziehen.  Zum Einsatz kommen: 3,6 kg / ha Netzschwefel, bzw. mit den Mittel spezifischen ausgewiesenen Aufwandmengen. Gegen Peronospora durch die nun nur noch eingeschränkt vorhandene Mittelpalette bei den Kontaktwirkstoffen mit z.B. 0,3 kg / ha Delan WG oder 0,6 kg / ha Folpan 80 WDG Mittelaufwand. Im Bodenseeraum wäre es gegen Ende kommender Woche eine Behandlung zum Dreiblattstadium. Es gilt die obenstehende Mittelempfehlung, bei Folpan 80 WDG jedoch noch mit 0,4 kg / ha Mittelaufwand. 

 

Weinbauliche Hinweise 

Hoch gewachsene Einsaaten sollten auf Grund der angesagten Frostgefahr gewalzt werden. Durch das Walzen bleibt die positive abdeckende Wirkung der Einsaat für den späteren Sommer erhalten. Für das Mulchen normaler Begrünungen wird das bewährte Mulchen in jeder zweiten Gasse empfohlen, eine einfache und unkomplizierte Möglichkeit, den Insektenbestand in den Anlagen zu fördern. In sehr frühen und guten Lagen wurden erste Frostruten entfernt, mit der Vorhersage im Rücken sollten die noch stehenden belassen werden. Dasselbe gilt für Ausbrecharbeiten, wer weiss, ob man nicht noch Doppeltriebe brauchen könnte. Bei der Maschinenpflanzung von Reben wird auf eine Wurzellänge von ca. 4 - 5 cm hingewiesen, um eine wachstumshemmende Wurzelzopfbildung zu vermeiden. Die aktuell vorliegenden feuchten Bedingungen und das frühe, mit zu berücksichtigende Entwicklungsstadium bei den Reben sind ab jetzt günstig bei geplanter mineralischer Stickstoffdüngung. Wer vorsichtig ist und die Erfahrungen vom Frostjahr 2017 einbezieht, wartet die Düngung bis über das Wochenende ab. Empfohlen werden im Regelfall 30 – 50 kg Reinstickstoff / ha, was max. 2,2 kg / ar Schwefelsaures Ammoniak, bzw. Stickstoffmagnesia oder max. 1,8 kg / ar KAS bedeuten. Idealerweise wird die Magnesiumdüngung mit Stickstoff kombiniert, da Magnesium ebenfalls sehr mobil ist. Eine intensivere Bodenbearbeitung z.B. zur Saatbeetbereitung kann mit mehr wie 20 kg / ha Stickstoff aus Mineralisierung eingerechnet werden, schonende leichte Bodenbearbeitung mit weniger.  

Das nächste Weinbauinfo erfolgt am 25.04.2024. 

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